„Kto jo je? Jak jo godom? Kaj jo żyja?” so lautet der Titel eines Projektes, das an zwei Aprilwochenenden in der Gemeinde Pietrowice Wielkie realisiert wurde. Das Projekt wurde an Jugendliche des Gymnasiums in Pietrowice Wielkie gerichtet, die mehr über ihre kleine Heimat und genauer gesagt der Geschichte, Identität, Kultur und Sprache der Einwohnern des Grenzgebietes zwischen Racibórz und Opava erfahren wollten.

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Das gesamte Projekt war eine ehrenamtliche Initiative, die von zwei ehemalige Schülerinnen des Gymnasiums in Pietrowice Wielkie ergriffen wurde: Magdalena Stojer und Edyta Mludek. Die Schirmherrschaft über das Projekt übernahm das Theodor-Heuss-Kolleg aus Berlin (Ein Programm der Robert Bosch Stiftung und des MitOst e.V.) und Andrzej Wawrzynek, der Bürgermeister der Gemeinde Pietrowice Wielkie, der den Organisatorinnen und den Projektteilnehmern sowohl Seminarräume als auch finanzielle Mittel (wie auch das THK) zur Verfügung gestellt hat.

Im Rahmen des Projekts fand am 9. April eine Fahrradtour auf den Spuren der Trikulturalität der Gemeinde Pietrowice Wielkie statt. Brunon Stojer, ein Enthusiast der lokalen Geschichte, Kultur und des lokalen Dialekts, hat den Gymnasiasten (und nicht nur!) die geschichtlich-ethnischen Verworrenheiten der Gegend rundum Pietrowice Wielkie erklärt. Die Jugendlichen haben auf ihren Fahrrädern die ehemaligen staatlichen und kirchlichen Grenzen überquert und haben dabei unter anderem: die heute immer noch vorhandenen architektonischen Beispiele aus den vorigen Epochen, z.B. die fränkische Bebauung entdeckt,

den letzten erhaltenen mährischen Grabstein auf dem Friedhof in Pietrowice Wielkie aufgefunden oder auch überlegt, wie es möglich ist, dass sich in Maków auf einer Tafel aus dem Jahr 1905 eine Aufschrift in der polnischen Sprache befindet oder versucht festzustellen, wieso es so viele Figuren des Hl. Johannes Nepomuks in dem schlesisch-mährischen Grenzgebiet gibt.

Anschließend, am 10., 16. und 17. April haben in dem Soziokulturellen Zentrum in Pietrowice Wielkie thematische Workshops stattgefunden. Während der Verunstaltungen haben sich die Teilnehmer darüber Gedanken gemacht, was sich hinter solchen Begriffen wie Kultur, Identität oder Sprache verbirgt und wodurch sich eine Standardsprache von einem Dialekt unterscheidet. Man hat gemeinsam versucht zu erklären, wie es dazu gekommen ist, das es in der Gemeinde Pietrowice Wielkie den mährisch-schlesischen Dialekt überhaupt gibt und was seine Eigenschaften sind.

Die Jugendlichen hatten ebenfalls die Möglichkeit ihre Fähigkeiten im Dialektreden auszuprobieren, z.B. als Dolmetscher für die Sprachkombination Polnisch- Schlesisch/Mährisch oder haben versucht einige Witze und die 10 Gebote aus der polnischen Standardsprache ins Dialekt zu übersetzen. Die Teilnehmer haben außerdem ihrer Kreativität freien Lauf gelassen als sie sich Werbungen ausgedacht und dann auch im Plenum vorgestellt haben. Es wurde selbstverständlich auf Mährisch/Schlesisch für Produkte mit schlesischen oder mährischen Namen, wie z.B. szczewiki oder gardinsztanga geworben. Mit großer Freude haben die Jugendlichen auch an einer weiteren Aktivität, nämlich an einer Zettelaktion, teilgenommen. In Pietrowice Wielkie wurden auf verschiedenen Gegenständen oder Objekten Zettel mit deren mährischen/schlesischen Namen aufgehängt. Und so konnte man einige Tage lang auf einen Baum einen Zettel mit der Aufschrift strom, auf einem Tor wrata, auf einem Haus chałupa, auf einem Briefkasten bryfkastla oder auf einer Tür dwerzi hängen sehen..

Während des ganzen Projekts hatten dessen Teilnehmer (ca. 10-15 Personen) die Möglichkeit sich frei im Dialekt zu äußern, die interessanten geschichtlich-kulturellen Aspekte deren kleinen Heimat zu entdecken, so wie über die Phänomene dieser Gegend nachzudenken. Und Spaß hatte man, selbstverständlich, immer auch dabei.

Magdalena Stojer